Obwohl der Pferderücken sehr viele wichtige Aufgaben zu erfüllen hat, kommt uns Reitern zuallererst meist nur eine Aufgabe in den Sinn: Der Rücken ist dazu da, den Reiter zu tragen. Ich möchte heute die Funktionen der Rückenmuskulatur erklären und aufzeigen, warum eine “obere Verspannung” beim Reiten so wichtig für die Gesunderhaltung unserer Pferde ist.

Der Rücken ist zweifelsohne die zentrale Einheit der Bewegung. Die Rückelmuskulatur besteht aus zahlreichen Muskeln mit ebenso zahlreichen Funktionen. Vereinfacht kann im Bereich des Rückens zwischen der eigentlichen und der verbindenden Rückenmuskulatur unterschieden werden. Weiters gibt es viele sehnige Muskeln für die statische und fleischige Muskeln für die dynamische Beanspruchung. Auch kann man die kurzen Rückenmuskeln von den langen Rückenmuskeln unterscheiden. Nach der Lokalisation kann auch von der Hals-, Rücken-, Kruppen- sowie von der langen Sitzbeinmuskulatur gesprochen werden.
Die Muskeln sind zuständig für Beugung, Streckung sowie für seitliche Biege- und Drehfunktionen.

Die Last der eigenen Organe des Pferdes sowie zusätzlich die Last des Reiters dürfen nicht unterschätzt werden und dürfen nicht zum Durchbiegen der Wirbelsäule führen. Im Trab üben die Eingeweide eine beachtliche Kraft auf die Wirbelsäule aus, die durch die Rückenmuskulatur ausgeglichen werden muss.

Die obere Verspannung setzt sich aus verschiedenen anatomischen Einheiten zusammen, wovon die Wirbelsäule die zentrale Einheit bildet. Diese obere Verspannung kann aktiviert werden, indem der Kopf und Hals nach vorne und unten sowie die Hintergliedmassen möglichst weit nach vorne unter das Gewicht des Körpers gebracht werden (=vorwärts-abwärts Reiten). Diese Position nimmt das Pferd bei seiner häufigsten Tätigkeit in der Natur ein, nämlich dann, wenn es auf der Futtersuche mit den Nüstern am Boden entlang streicht. Es findet so kein übermässige Ermüdung statt. Diese obere Verspannung ermöglicht dem Pferderücken das große Eigengewicht der Organe zu tragen, ohne dabei die energie- und sauerstoffverzehrende Muskulatur beanspruchen zu müssen. Daneben kann auch mithilfe der oberen Verspannung das Reitergewicht getragen werden. Entscheidend für eine aktive Rückentätigkeit ist das Untertreten der Hintergliedmassen, was leider häufig vergessen wird.
(Quelle: Dr.Fürst, Zürich)