Hat man den Bogen überspannt? Sehnenverletzungen gehören zu den meisten orthopädischen Erkrankungen bei unseren Pferden. Dies kann das Freizeitpferd, sowie den Hochleistungssportler betreffen. Doch auch hier müssen wir einen kleinen Einstieg in die Anatomie nehmen.
Was sind die Funktionen der Sehnen?
Sehnen besitzen im Gegenteil zu den Muskelsträngen eine erhöhte Zugfestigkeit jedoch eine geringe Dehnbarkeit. Sehnen und deren Gewebe sind extrem belastbar. Sie bestehen aus Bindegewebe das viele feste Fasern aus Kollagen enthält.
Noch ein Gegensatz zu den Muskeln ist, das diese weniger durchblutet sind. Daher sind Sehnen anfälliger für Überbelastung und der Heilungsprozess ist deutlich langsamer als andere Gewebe im Körper.
Aufgaben der Sehne?
Sehnen verbinden die Muskeln mit dem Knochen und ermöglichen somit Bewegung.
Bänder wiederum verbinden in der Regel zwei Knochen miteinander und stabilisieren somit ein Gelenk.
Am hinteren Teil des Röhrbeins befinden sich die Beugesehnen:
-die oberflächliche Beugesehne (Musculus flexor digitorum superficialis)
-die tiefe Beugesehne (Musculus flexor digitorum profundes)
-der Fesselträger (Musculus interosseus medius)
Der gemeinsame Zehenstrecker Musculus extensor digitorum communis befindet sich auf der Vorderseite.
Eine starke Belastung wird auf die tiefe Beugesehne und Ihr Unterstützungsband, welches als Spannband für das Hufgelenk dient, appliziert. Der Sehnen und Bandapparat eines Pferdes ist ca. mit 6-7 Jahren vollständig ausgereift.
Heutzutage werden unsere jungen Pferden schon früh sportliche Höchstleistungen abverlangt. Doch genau hier besteht die Gefahr, das der noch nicht vollständig ausgereifte Sehnenapparat einen Schaden nehmen kann.
Im Vordergrund der Ausbildung sollte daher immer Altersgerecht trainiert werden, welches dem physischen und psychischem alter angepasst ist.
Was können Gründe für eine Sehnenerkrankung sein?
Hier können wieder unterschiedliche Faktoren dazu beitragen wie zum Beispiel:
-Adipositas: Jedes Gramm zu viel überlastet die Strukturen und belastet zusätzlich den Stoffwechsel. Was immer keiner dazu sagt, dasselbe gilt auch für den Reiter!
-Haltung: Pferde sind Bewegungstiere. Jedem ist dies eigentlich bewusst. Doch die Haltungsbedingungen entsprechen in vielen Fällen nicht den Grundbedürfnissen. Daher ist es unabdingbar sich Gedanken über die Haltung zu machen.
-Training: falsches Training, Überbelastung, einseitiges Training führt auf Dauer zu Problemen. Wird eine Sehne über die Grenze Ihrer Elastizität trainiert können einzelne Fasern, ganze Faserbündel reißen. Im schlimmsten Fall führt es zu einer Ruptur.
-Aufzucht: Die Aufzucht nimmt einen wesentlichen Bestandteil in der Entwicklung psychisch sowie physisch ein. Was früher falsch gemacht wurde kann meisten nur schwer bis gar nicht behoben werden.
-Hufbearbeitung: zum Beispiel schränkt eine zu lange Zehe den Hufmechanismus ein und belastet die tiefe Beugesehne zusätzlich.
-Stellungsfehler: Sprechen wir von einer Abweichung wie Zehenweit, zu weiches Fesseln oder einer rückbiegigen Stellung ist die Verletzungsgefahr der Sehnen erhöhter als bei einem Pferd welches einen korrekten Körperbau entspricht.
-Ungeeignete Böden oder immer eintönige Untergründe: Reiten auf dem immer gleichen Boden ohne Abwechslung spricht nicht die Propriozeptoren an.
Das sind die Rezeptoren der Tiefenstabilität. Wir können den Körper nur von innen nach außen stärken und nicht andersherum.
-Traumata und Unfälle
Und doch immer wieder hören wir- unser Hallenboden ist optimal! Nach dem Training war er lahm! Woran lag es? Hier sprechen wir von dem Myotendinitschen Schmerz.
Was ist der Myotendinitsche Schmerz?
Sprechen wir von einem hypertonen Muskel kommt es dauerhaft zum Zug auf die Sehnenstruktur. Die Folge ist hier ein Mikrotrauma mit einer Entzündungsreaktion und reduziertem Stoffwechsel. Das ganze kann kurzfristig durch ein Trauma entstehen oder über längere Zeit andauern. Deshalb ist regelmäßige Physiotherapie so wichtig und empfehlenswert.
Wie erkennt man eine Erkrankung der Sehne?
-Lahmheiten
-Schwellungen
-Wärme
-Schmerz
-einseitige Belastung während des Stehens
-vermehrtes Liegen
Auch Rittigkeitsprobleme können hinweise auf eine Erkrankung des Sehnenapparates sein.
Was tun wenn mein Pferd eine Erkrankung der Sehne hat?
Zunächst liegt dies auch wieder erstmal in den Händen des jeweiligen Tierarztes.
Dieser wird eine Behandlungsplan erstellen. Möchten sie mehr darüber Erfahren, wie zum Beispiel vorgegangen wird, lesen sie unseren Beitrag zum Thema Fesselträgererkrankung.
Gibt der Tierarzt grünes Licht für die Physiotherapie sollte man sofort damit beginnen.
Denn das wichtigste sind hier die Heilungsphasen zu kennen.
In der Proliferationsphase das heißt am 5-21 Tag nach der Verletzung findet die Neubildung eines funktionellen Bindegewebes statt. Die Zellen der Sehne (Fibroblasten) benötigen hier ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Auch die Durchblutung sollte angeregt werden. Wie wir oben schon beschrieben haben, sprechen wir bei Sehnen von einem minderdurchbluteten Struktur. Um diesen wichtigen Prozess zu unterstützen ist Physiotherapie wie Massagen an der betroffenen Stelle enorm wichtig. Gerade in der Zeit heißt es einen kühlen Kopf bewahren. Doch unsere Pferde spielen da manchmal nicht ganz so mit. Massagen senken den Sympathikus Tonus und dienen der Entspannung.
Unsere Empfehlung:
Zusätzlich Empfehlen wir die Therapie mit dem Equitron, Vet-Drop
oder NeuroStim®️.
Je nach Befund können wir gemeinsam mit Ihrem Tierarzt die bestmögliche Therapie individuell für Ihr Pferd besprechen.
Nicht zu vergessen! Geben sie dem Heilungsprozess die Zeit die diese benötigt. Wir können nur unterstützen und nicht beschleunigen.
Was gut werden soll benötigt Zeit…